Das Sturmtief “Sabine” ist vorübergezogen, die Zugverspätungen der Bahn lösen sich auf, was bleibt sind die hinterlassenen Schäden und ein Gefühl der Abhängigkeit: Wer in den letzten Tagen keinen PKW sein Eigen nennen konnte, für den war es schwer bis unmöglich Kinder zur Schule zu bringen, zur Arbeit oder zum Arzt zu kommen.
Der Pendelzug zwischen Gunzenhausen und Pleinfeld beispielsweise fiel ersatzlos aus, Ersatzbusse waren nicht vorhanden, reguläre Busse fahren ohnehin nur vereinzelt und Taxen müssen von Weißenburg oder Treuchtlingen anfahren, was ökologisch fragwürdig ist und hohe Kosten verursacht. Wer kein Auto zur Verfügung hat, sitzt fest.
Das alles wäre in Ausnahmesituationen wie dieser noch vertretbar, würde es im Alltag nicht ebenso an sinnvollen ÖPNV Verbindungen von und zu den Gewerbegebieten, den Ortsteilen und touristischen “Hot-Spots” mangeln. Es fehlt an Carsharing-Angeboten, gemeinschaftsstiftenden Mobilitätslösungen, wie Mitfahrerbänken oder Bedarfshaltestellen. Ein zusätzliches Angebot bei solchen extremen Wetterereignissen wäre natürlich großartig, jedoch sollten zuerst strukturelle Probleme gelöst werden.
Die ganzjährige Abhängigkeit vom PKW ist aus sozialer Sicht fraglich, da nicht jede Bürgerin und jeder Bürger ein eigenes Auto besitzt oder es fahren kann, und aus ökologischer Sicht ohnehin, durch die damit verbundenen direkten und indirekten Emissionen, wie Lärm, Luftverschmutzung und Ressourcenverbrauch.
Pleinfeld und der Landkreis müssen daher Alternativen schaffen und Mobilität neu denken. Wenn wir die Klimaschutzziele ernst nehmen und den Bürgerinnen und Bürgern echte Alternativen zum eigenen PKW anbieten wollen, braucht es nur den notwendigen Willen der Kreis- und Gemeinderäte dies auch politisch anzugehen. Ideen und Konzepte dafür gibt es bereits und wurden in anderen Kommunen auch schon erfolgreich umgesetzt.
Leserbrief von Matthias Germeroth, veröffentlicht im Weißenburger Tagblatt am 18.2.2020
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